Wittenberg- Schlosskirche

Standort: Wittenberg, Sachsen- Anhalt
Maße: verschieden
Zeitraum: Oktober / 2014 – April / 2016
Entstehungsjahr: zwischen 1880 und 1892
Hersteller: Schnitzereien Wittenberger Hofbildhauer Wilhelm Lober, tischlerische Arbeiten unbekannt
Auftraggeber: BLM NL Süd-Ost, Sachsen Anhalt, Gropiusallee 1, 06840 Dessau Roßlau
Objektbeschreibung: Bei den bearbeiteten Objekten handelt es sich um alle immobilen, hölzernen Ausstattungsstücke der Schlosskirche Wittenberg. Dazu gehören beide Fürstengestühle (Nord- und Südseite), der Kaiserstuhl in Altarnähe, die Kanzel und der Windfang zur Thesentür. Alle genannten Ausstattungsstücke stammen aus der Zeit zwischen 1880 und 1892 und sind im Stile des wilhelminischen Historismus ausgeführt. Die Fürstengestühle bestehen aus je 11 Sitzen, welche komplett mit Baldachinen überwölbt sind (Gesamtlängen je 7,80 m, Gesamthöhen je 4,05 m, Tiefen je 1,45 m). Über den Sitzen schließen sich reich geschnitzte Wappenkissen mit Bekrönungen der um 1880 existierenden protestantischen Fürstenhäuser und freien Reichsstädte an. Die Gestühle stehen über die gesamte Länge auf einem Sockel mit vorgeblendeter Brüstung. Der Kaiserstuhl ist in seiner Ausführung an die Fürstengestühle angelehnt, ist ein Einzelsitz und steht separat in unmittelbarer Nähe des Hauptaltars (B- 1,15 m, H- 4,05 m, T- 1,50 m). Das Wappenkissen über dem Sitz ziert die preußische Königskrone und der preußische Adlerorden. Die Bekrönung besteht anders als bei den Baldachinen der Fürstengestühle, aus einem spitz zulaufendem Walmdach, auf welchem die Kaiserkrone mit Reichsadler und Standarten sitzt. Dem Einzelsitz ist eine Brüstung vorgeblendet an dessen seitlichen Eckpunkten je zwei vollplastisch, geschnitzte Adler sitzen. Die Kanzel schließt sich direkt an das Südgestühl zur Kirchenmitte hin an. Der achteckige Kanzelkorb (D- 1,30 m, Brüstungshöhe 1,10 m) wird durch eine Mittelsäule (H- 2,60 m, D- 0,32 m) gestützt und ist statisch mit einem Pfeiler des Kirchenschiffes verbunden. An dieser ist auch der Schalldeckel (D- 2,0 m, H-4,0 m) mit reicher neogotischer Bekrönung befestigt. Der Kanzelkorb ist über einen halbgewendelten Treppenaufgang zu erreichen. Der Antritt liegt hinter dem südlichen Fürstengestühl, neben dem Zugang zur Sakristei. Der Windfang (B- 3,45 m, H- 3,25 m, T- 1,45 m) umschließt im Kircheninnenraum stehend dreiseitig das Thesenportal und ist durch eine zweiflügelige Tür zugängig. Der Dachbereich ist mit reicher Bekrönung verziert. Die Innenseiten bestehen aus sichtbaren Rahmen- Füllungskonstruktionen, welche an der Außenseite mit Bogenschnitzereien und Faltenwerk versehen sind. Zur Möglichkeit des natürlichen Lichteinfalls befinden sich an den oberen Rahmenenden zum Innenraum der Kirche hin Glasfüllungen mit Bleiverglasung.
Ausgeführte Arbeiten:
- statische Sicherung und Ertüchtigung der durchhängenden Baldachine beider Fürstengestühle,
- zahlreiche Bohrungsöffnungen für die Installation diverser Medienkabel, Rissschließungen der Deck- und Bodenbretter an den Fürstengestühlen,
- Schnitzereiergänzungen an den Wappenkissen und Bekrönungen der Fürstengestühle und des Kaiserstuhls (Schlüsselbart des Wappens Bremen, Torso aufsteigender Löwe am Wappen Schwarzburg, Weinranke des Wappens Hessen, Helmzier des Wappens Hamburg, Reichsapfel mit Krone und preußischer Adlerorden am Kaiserstuhl).
- Fassung aller Schnitzteile nach vorhandenen Vorbildern und farbige Anpassungsarbeiten bei ungefassten Holzergänzungen.
- Eine Ergänzung aus Messing erfolgte an den Helmkleinodien des Wappens Hessen- da die Schnitzerei der Lindenzweige aus dünnem Holz einer Trockenreinigung durch Reinigungspersonal nicht standhalten würde.
- Alle Oberflächen der benannten Objekte (Fürstengestühle, Kaiserstuhl, Kanzel und Windfang Thesentür) wurden trocken und nebelfeucht durchgereinigt und stellenweise desinfiziert, um bei der nachfolgenden Oberflächenbehandlung Schmutz- und Schimmelpilzeinschlüsse zu verhindern.
- Die Oberflächenbehandlung bei den holzsichtigen Flächen bestand aus einem Gemisch trocknender Öle (u.a. Tungöl) mit Anteilen von Shellsolen.
- Die gefassten Oberflächen (Öl und Öl-Harz Pigmentierungen) wurden mit einem gebleichten und gereinigtem Lackleinöl mit Shellsolanteilen überfangen.